Das Tier mit der Zorromaske
Waschbären sind kleine Raubtiere aus der Familie der Kleinbären. Sie sind, wie auch alle näher verwandten Arten, in Amerika beheimatet. Im letzten Jahrhundert wurden viele Waschbären nach Europa eingeführt, um sie in Pelztierfarmen zu züchten. Heute sind sie mehr oder weniger häufig in fast ganz Deutschland in freier Wildbahn anzutreffen. Und sie sind – auch von Gesetzes wegen – ein Bestandteil der heimischen Tierwelt geworden. Im nordhessischen Raum sowie in Brandenburg liegen die Schwerpunkte der Verbreitung.

 

Die Erkennungsmerkmale der etwa katzengroßen Tiere sind die typische schwarzweiße Gesichtszeichnung, der zumeist geringelte Schwanz, das graue oder schwarze Fell und die pummelige Gestalt. Waschbären sind überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv. Sie sind sehr gute Kletterer. Ihre Nahrung setzt sich aus jeglicher Art Kleingetier und einem erheblichen pflanzlichen Anteil zusammen (Früchte, Nüsse, Eicheln, Mais etc., aber kein Grünfutter). Einmal im Jahr, meist Mitte April, werden 2-5 Junge zur Welt gebracht.

Waschbären gehören zu den intelligentesten Tieren, die in Europa leben.

Waschbär und Mensch
Alles was ein Waschbär braucht, findet er auch in menschlichen Siedlungen, und zwar in großen Mengen und von hoher Qualität. Es ist daher ganz natürlich, dass er diesen Lebensraum nutzt, so wie es Amsel, Igel, Fuchs & Co. ebenfalls tun. Gebäude eignen sich hervorragend, um sich zu verstecken, die Jungen aufzuziehen und die kalte Jahreszeit zu überstehen. Der Aufstieg auf das Dach gelingt dabei zumeist über das Fallrohr der Regenrinne, angrenzende Bäume, oder eine Fassadenbegrünung. Über verschobene Dachziegel die z.T. geöffnet oder vergrößert werden, geht es dann auf den Dachboden. Bäume mit Höhlen, die diese Bedürfnisse im Wald erfüllen, stehen auch in der Siedlung zur Verfügung.
Das Nahrungsangebot in Ortschaften ist paradiesisch: Regenwürmer auf kurzgeschorenem Rasen, vernachlässigte Obstbäume, vor allem aber Speisereste auf dem Kompost und in Mülltonnen. Da eine beträchtliche Anzahl von Waschbären mit Sicherheit auch in Ihrem Ort ihr Auskommen findet, sollten Sie mit folgenden Maßnahmen Ihr Haus und Ihren Garten wirksam schützen.

Schutz von Haus und Garten

ALLGEMEIN

•    Müll und Abfälle unzugänglich aufbewahren.
•    Müll- und Biotonnen mit starken Spanngummis sichern und mindestens einen halben Meter entfernt vom Zaun oder einer Mauer (Auf- und Einstiegshilfen!) aufstellen.
•     Gelbe Säcke erst morgens herausstellen oder in verriegelbaren Boxen aufbewahren.
•    Keine hochwertigen Speisereste (Fleisch, Fisch, Milchprodukte, Brot, Obst etc.) auf den Komposthaufen werfen. Unproblematisch sind Garten- und Gemüsereste, Kartoffelschalen usw. Eventuell können stabile und verschließbare Schnellkomposter helfen.
•    Keine Nahrungsmittelreste in offen zugänglichen Abfallkörben in Parks, etc. hinterlassen.
•    Obstbäume durch eine etwa 1m hohe, glatte Manschette, die keinerlei Haltemöglichkeiten bieten darf, schützen. Es dürfen keine Überstiegsmöglichkeiten von benachbarten Bäumen, einem Haus oder Schuppen bestehen.
•    Reifes Obst und Beeren ernten und Fallobst aufsammeln.
•    Haustiere nicht draußen füttern oder die Reste abends ins Haus räumen.

DAS HAUS SICHERN
•    Den Aufstieg auf das Dach durch glatte Blech- oder 1 mm starke Acrylglas-Manschetten verhindern, die sich um die Fallrohre der Regenrinnen schmiegen.
•    Obstbäume ebenfalls durch Manschetten sichern, dabei Pflanzpfähle mit einhausen.
•    Bäume und Sträucher, die an oder über das Dach reichen, großzügig einkürzen
•    Einstiege konsequent und mit soliden Baumaterialien schließen.
•    Ein schwer zu sicherndes Haus mit einer Elektrozaun-Anlage ausstatten.
•    Ein starkes Metallgitter auf dem Schornstein anbringen.
•    Nachts die Katzenklappen verschließen oder einen Vorbau bauen, der nur springend, nicht kletternd überwunden werden kann.

HAUSTIERE IMPFEN UND ENTWURMEN
Haustiere, die Kontakt mit Wildtieren haben, gegen Tollwut und Staupe impfen und regelmäßig entwurmen. (Die Waschbärtollwut ist in Amerika ein großes Problem, spielt aber in Europa keine Rolle.)
Gehege für Hausgeflügel etc., die nachts nicht vollständig verschlossen sind, mit Elektrolitzen sichern (auch gegen Fuchs und Marder).

LATRINEN SÄUBERN
Bestimmte Stellen, oft auf dem Dachboden, werden von mehreren Waschbären als „Toilette“ benutzt. Der Kot von Wildtieren stellt immer eine gewisse Infektionsgefahr mit Parasiten dar.
•    Kinder, insbesondere Kleinkinder, und Haustiere von Latrinen fernhalten.
•     Exkremente regelmäßig entfernen, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
Grundsätzlich sollten Sie aber wissen, dass der Waschbär in Mitteleuropa als Krankheitsüberträger nur eine geringe Rolle spielt.

Was ist Unsinn und lohnt nicht?

FÜTTERN
Waschbären nicht füttern - sie finden im Siedlungsgebiet mehr als genug! Wenn Sie regelmäßig füttern, vermehren Sie den Bestand an Waschbären und damit auch die Probleme, die es mit ihnen gibt. Futterzahme Tiere können zudem dreist und aggressiv werden. Sie tun damit weder sich noch Ihren Nachbarn einen Gefallen, aber auch den Waschbären nicht.

FANGEN, TÖTEN, DEPORTIEREN
Ein Waschbär, den Sie auf ihrem Grundstück fangen und „weg”bringen oder töten, ist sicher nur einer von fünfzig, die bei Ihnen manchmal vorbei schauen. So lange Ihr Grundstück für Waschbären attraktiv ist, werden immer neue Tiere nachrücken, egal wie viele Waschbären Sie fangen. Alle Versuche, die Bestände in den Griff zu bekommen, sind bisher leider gescheitert.

VERGRÄMEN
Ob mit Lärm, Chemie oder mechanischen Mitteln, der Vertreibungsversuch kann viel Arbeit machen, der Erfolg wird sich – wenn überhaupt – nur kurzfristig einstellen und zum Schluss wird man sich selbst mehr gestört fühlen als die Waschbären.

Wo bekomme ich Hilfe?

Der Müritz-Nationalpark hat speziell geschulte Ranger, die Ihnen kostenfrei als Waschbärberater bei Problemen zur Seite stehen. Sie erreichen die Ranger unter 0174 1685033 (Müritz-Teil) und 0173 2472606 (Serrahn-Teil).“

In der „Waschbärenhauptstadt“ Kassel arrangierten sich die Bewohner mit den kleinen Bären, als sie merkten: Man wird sie nicht mehr los!
Es entwickelten sich Dienstleister, die den Betroffenen beim Waschbärenschutz helfen. Unter folgenden Links findet man fachkundige Hilfe und weitere Informationen:

www.waschbaerschutz.de
www.waschbaerabwehr.de
www.diewaschbaerenkommen.de

Waschbärenforschung im Müritz-Nationalpark
Seit 2006 werden durch die Arbeitsgruppe Wildtierforschung Tharandt der Technischen Universität Dresden umfassende wildbiologische Untersuchungen zur Lebensweise des Waschbären im Müritz-Nationalpark durchgeführt. Die Ergebnisse dazu sowie ausführliche  Informationen über das Integrierte Forschungsprojekt finden Sie unter www.projekt-waschbaer.de.

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